Nach 40 Dienstjahren ein letztes Mal Feierabend

16. März 2015

Hansjörg Iseli tritt nach 40 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand

40 Jahre – eine lange Zeit. Hansjörg Iseli, Richtspezialist in der LKW-Werkstatt, blickt auf eine lange und erlebnisreiche Zeit bei der Calag zurück. Nach 40 Dienstjahren und 4 Monaten tritt er nun in den wohlverdienten Ruhestand.

Hansjörg Iseli tritt am 21. Oktober 1974 in die Calag ein. Eigentlich wollte ich Polizist werden, sagt er, doch mit meiner Höhrbehinderung war dies leider nicht möglich. Deshalb blieb ich bei meinem gelernten Beruf Konstruktionsschlosser und startete mit 24 Jahren bei der Calag. Damals, im Gebäude an der Aarwangenstrasse, stand die Fahrzeugbauhalle und das Reparaturcenter noch gar nicht. Ich arbeitete in der Kipper und Silowagen-Abteilung. Da bauten wir die Fahrzeuge auf und führten ebenfalls Reparaturen an ihnen durch. Im Grossen und Ganzen habe ich immer Nutzfahrzeugreparaturen im Schlosserbereich gemacht.

Zu Weihnachten gab es übrigens noch kein Essen für die Belegschaft, dafür erhielt jeder eine Gratti von 20 Franken und eine Salami. Alle gleich viel, so Iseli. Mein Eintritt 1974 war zu einem schlechten wirtschaftlichen Zeitpunkt. Damals resp. im Jahr darauf herrschte Kurzarbeit. Ich hatte sogar eigenes Werkzeug von zu Hause mitgenommen, weil ich damit besser arbeiten konnte. Da waren wir gerade mal 85 Mitarbeiter. Die Grösse der Calag und auch die Anzahl Mitarbeiter haben sich im Laufe der Jahre stets verändert resp. vergrössert. Mit dem Bau der Reparaturhalle an der Aarwangenstrasse wechselte ich in diese wo ich dann hauptsächlich Richtarbeiten ausgeübt hatte. So verging halt die Zeit und nun steh ich bereits vor meiner Pension.

Ansichten von Mitarbeitern und Vorgesetzen

Jöggu war stets diszipliniert, sagen seine Mitarbeiter und Vorgesetzten. „Er machte alles nach Vorschriften und führte seine Arbeiten sehr genau aus. Er liebte es wenn es beim Richten mit Induktionswärme das „Räuchli“ gab. Hier war er wirklich ein Spezialist.

Jöggu war auch immer sehr engagiert, meint sein Abteilungschef Hugo Lehmann. Egal ob bei Schulungen für Versicherungen oder an Ausstellungen und internen Hausmessen. Jöggu war immer dabei und zeigte seine fundierten Fähigkeiten im Richten gerne Experten sowie Kunden und Besuchern. Eines wird ihm sicher fehlen: das Käfele in den Pausen mit den Kollegen. Er war nie alleine am Kaffeeautomaten zu sehen. Es musste immer etwas dazu geplaudert werden.

Es scheint als sei in den 40 Jahren nie irgendetwas Besonderes vorgefallen. Beim Umzug an den jetzigen neuen Standort war Jöggu aufgrund einer Knieoperation ausgefallen und erlebte diese eindrückliche Zeit gar nicht mit. Dafür hatte er danach eine lautstarke Rückkehr. Nicht lange nachdem Jöggu im Neubau seine Arbeit aufnahm, passierte ein etwas weniger lustiges Ereignis, welches jedoch gerade ihm überhaupt nichts anhaben konnte: Während er also gewissenhaft seiner Arbeit nachging, explodierte eine am Ladekabel angehängte LKW Batterie einige weniger Meter hinter ihm. Der Batteriedeckel flog sogar an die Decke der 11 Meter hohen Halle, sagen seine Mitarbeiter und das Beste daran sei gewesen: Jöggu habe vom Ganzen gar nicht so viel mitbekommen und hätte sich ruhig von seiner Arbeit weggedreht um dem störenden Knall auf den Grund zu gehen. Dabei habe er sich nur kopfschüttelnd geärgert, weil eine bereits alte Batterie wieder aufgeladen werden musste, obwohl dabei Knallgas entstehen kann. Er hatte es wohl vorhergesehen. Jeder andere wäre sicher erschrocken oder in die Höhe gesprungen, aber nicht so Jöggu. Den konnte kaum etwas aus der Ruhe bringen. Auch sagte er stets seine Meinung zu Fahrzeugen beziehungsweise Mechanik-Teilen. Er nahm nie ein Blatt vor den Mund und sagte immer, wenn er etwas unbrauchbar oder „sehr schlecht“ fand. Doch auch wenn er damit bei einigen oft „aneggte“, er hatte aufgrund seiner langen Erfahrung meistens Recht behalten was seine Aussagen anging. Jöggu war eben ein Spezialist in vielerlei Hinsicht.

Nach der Pension

Dass Jöggu ein grosses Oldtimer-Hobby hat wissen wir alle. Sein Handwerkliches Geschick konnte er auch zuhause bestens ausüben. Er sammelte über die Jahre hinweg viele einzigartige und antike Stücke und verwandelte das geräumige Hühnerhaus neben seinem Wohnhaus zu seinem eigenen Oldtimer-Museum. Ab und zu kommen Leute zu Besuch um die Objekte zu sehen, so Iseli. Seit kurzem habe er sogar im Gewölbe-Keller unter dem Museum sein eigenes Museums-Beizli. Von Kaffee über Wein bis zum Bier schenke er alles aus was das Herz begehrt. Eine kühle Kiste Bier stehe jedenfalls immer bereit falls mal wieder jemand zu Besuch kommt und grinst dabei. Auf die Frage was Jöggu nach seiner Pension vermissen wird, meinte er nur – dies werde er ja dann sehen. Es falle ihm gerade nichts ein. Wieso auch, mit seinem langjährigen Hobby hat er nun genug Zeit um die vielen Oldtimermaschinen und -Mechanikobjekte zu restaurieren, vorzuführen oder sogar auszufahren. Und auf die letzte Frage was er mit seiner zusätzlichen Freizeit nach seiner Pension anstellen will, meinte er sofort: Vollgas geben! Jöggu liebt es Töff zu fahren. Vor allem die Oldtimer. Er selber hat drei Oldtimermotorräder und einen etwas neueren. Da freut er sich sichtlich darauf.

 

Abschied

Die letzte Arbeitswoche war für Jöggu wie wohl für jeden „Ruhestandantreter“ ganz speziell. Allzu viele Arbeiten konnten schliesslich nicht mehr angefangen werden und wie üblich putzt und räumt jeder seinen Arbeitsplatz ein letztes Mal gründlich auf. Alles was in den Schubladen hervorkam verpackte und versorgte Jöggu feinsäuberlich – sogar jede aufgehobene Schraube eines einmal reparierten Fahrzeuges. „Ich habe diese Schrauben immer aufgehoben und nie weggeworfen“, sagt er. „Die kann man schliesslich wieder gebrauchen“. So rückte der letzte Arbeitstag näher. „Mach nochmal Feierabend – so oft kannst du dies nicht mehr sagen“, neckten ihn seine Mitarbeiter in der Werkstatt. Am Freitag, 27. Februar 2015 war es dann soweit. Wie eingeladen, fanden sich nach und nach die Kollegen und Kolleginnen zum Abschiedsapéro in der Halle ein. Der grosse LKW-Hebelift, welcher natürlich sauber geputzt wurde, bot die perfekte Tischhöhe auf einer Länge von 12 Metern. Mehrere feine Fleisch- und Käseplatten sowie Züpfe, Chips und diverse Getränke standen bereit. Jeder durfte sich genüsslich verpflegen und die letzten Minuten/Stunden mit Jöggu feiern. Roger Huber und Hugo Lehmann übergaben Jöggu zum Abschied einen schönen Früchtekorb mit reichlich Bier drin. So habe er genug für die ersten Gäste in seinem Museumsbeizli. Und damit das Kaffeetrinken bei einem Besuch in der Calag einfacher gehe, erhielt er sogar seinen Badge zum Aufladen mit einem kleinen Depot zurück. Sichtlich gerührt bedankte sich Jöggu bei den Kammeraden und feierte noch eine Weile oder auch länger mit den Anwesenden mit. So neigte sich dann aber auch dieser Tag dem Ende. Was er nun an uns vermissen wird, überlegt sich Jöggu immer noch.. so soll es doch auch sein.

Wir danken Hansjörg Iseli für seine langjährige Treue und seinen unermüdlichen Einsatz. Alles Gute Jöggu! Geniesse deinen wohlverdienten Ruhestand und wir freuen uns schon, wenn du uns mal wieder besuchst.

Deine Kammeraden und die Belegschaft der Calag